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„Der deutsche Mittelstand ist noch immer sehr innovativ“

Das Anmelden von Patent- und Markenrechten gehört längst auch bei mittelständischen Unternehmen zur gängigen Praxis.  Externe Expertise einzuholen ist dabei  meist ein Muss.

Frage: Mal konkret gefragt, was haben denn Patente mit der Zukunft des Mittelstandes zu tun?

SKM: Der Mittelstand ist im Bereich geistiges Eigentum bei den Patenten tatsächlich Huhn und Ei gleichzeitig. Als Treiber der Innovation sichert der Mittelstand eigene Entwicklungen mittels Patenten, die somit gleichzeitig die wirtschaftliche Zukunft insgesamt fördern.

Frage: Aber das ist doch blanke Theorie.

SKM: Nein, keineswegs. Erst kürzlich hat eine gemeinsame Studie des Europäischen Patentamts und des EU-Markenamtes festgestellt, dass europäische Start-ups, die früh Patent- und/oder Markenrechte anmelden, bis zu 10 Mal erfolgreicher bei der Beschaffung von Finanzmitteln sind. Es gibt keine wirklichen Argumente dafür, dass sich dies nicht auch entsprechend auf die Innovationen des Mittelstandes übertragen lässt. Noch deutlicher wird es sogar, wenn man nicht nur nationale, sondern auch europäische Schutzrechte hält.

Frage: Haben Sie dafür Beispiele?

SKM: Ja, der inzwischen schon „Klassiker“ ist die Biotechfirma BioNTech in Mainz, die während der Pandemie auch auf Basis von Patenten ein unglaublich rasantes Wachstum hingelegt hat. Schon bei der Gründung von BioNTech waren Patente natürlich wichtig, bei Pandemiebeginn wurde sich dann aber schnell auf antivirale Impfstoffe fokussiert. Die Zusammenarbeit mit Pfizer hat natürlich geholfen, aber ohne Patente hätte man das nie gemacht. Im Unterschied zu einer regulären Strategie hat die Pandemie das Ganze praktisch in Zeitraffer ablaufen lassen.

Frage: Das ist jedoch eine Ausnahme in einem speziellen Gebiet, oder nicht?

Nein, wir haben das während der Pandemie bei unseren Kunden tatsächlich über die Breite der Technologien hinweg gesehen, der alte Spruch „Not macht erfinderisch“ hat sich nicht nur in der Biotechnologie bewahrheitet. Was wir besonders interessant finden, waren die Transferleistungen von Konzepten aus dem bei uns zum Beispiel. stark vertretenen klassischen Maschinen- oder Anlagenbau hin zur Bekämpfung von Viren, zu finden dann bei den uns allen bekannten Raumluftreinigern. Gleiches gilt für unsere Textilfirmen, die an Masken arbeiteten. Einen Boost gab es auch bei den Diagnostika und den Techniken zur Herstellung von Verbrauchsmaterialien, sogar den Einweghandschuhen. Und nicht zuletzt wurden verstärkt Patente auf entsprechende Computerprogramme angemeldet.

Frage: Und was tun Sie bei alledem?

SKM: Die meisten unserer meist langjährigen Kunden kommen eben aus dem Mittelstand. Wir erstellen daher Beratungskonzepte, die auf Basis dieses Wissens mit Herz und Verstand – und auch mit einem vernünftigen Budget – versuchen, eine optimal auf das Unternehmen und dessen Zukunft ausgerichtete IP-Strategie zu entwickeln. Dabei setzen wir neben Vertrauen und Kompetenz auf effiziente Kommunikation, den Einsatz nachhaltiger Techniken sowie Künstliche Intelligenz. Trotzdem bleibt der persönliche Kontakt natürlich extrem wichtig. Erfindungen haben schließlich immer auch mindestens einen Erfinder.

Frage: Wie kann man sich das in der Praxis vorstellen?

SKM: Für eine neue Technik nehmen wir uns die Zeit mit dem Kunden zu überlegen, wo es in Zukunft hingehen soll. Davon ausgehend schlage wir eine unterstützende und passende Patent- und Schutzrechtsstrategie einschließlich eines Budgets vor, die dann durch entsprechende Schutzrechtsanmeldungen und Analysen des Umfelds umgesetzt wird. Neben den Patenten umfasst das oft auch Marken und/oder Designs. Während der Umsetzung halten wir den Kunden über den Status und mögliche Änderungen oder Ergänzungen unterrichtet. Das kann zum Beispiel eine Verwertung von nicht exklusiv genutzter Technik über Lizensierung, aber auch die Einlizensierung von Technik aus Hochschulen betreffen, von denen wir ebenfalls einige sehr innovative vertreten. Unserer Meinung nach schlummert dort ein großes Potential an Technik zur Umsetzung gerade durch den flexiblen und technikaffinen Mittelstand. Wir bekämpfen natürlich auch störende Schutzrechte und setzen die Rechte unserer Kunden durch. Dort haben sich auch für den Mittelstand gerade neue Möglichkeiten durch das europäische Einheitliche Patentgericht – UPC – ergeben.

Frage: Gibt es das, das Mittelstands-Schutzrecht oder -Patent der Zukunft?

Wir können zunächst – auch bei uns – feststellen; der Mittelstand hat viele gute Ideen, das Potential ist auch bei weitem noch nicht ausgeschöpft. Zahlenmäßig vorne sind dann bei uns die klassischen Gebiete der Technik, die Life Sciences sind innovativ, aber Erfindungen sind dort aufwendiger. Das Mittelstands-Schutzrecht der Zukunft findet sich in der IT oder der Integration von IT und Technik, und dort tauchen dann auch sehr wahrscheinlich Begriffe wie Blockchain und/oder KI auf.

 

Bildunterschrift: Die Partner von SKM (v.l.n.r.): Dr. David Kuttenkeuler, Paul Schieler, Florian Malescha, Dr. Jan B. Krauss, Nils T. F. Schmid
Bildunterschrift: Die Partner von SKM (v.l.n.r.): Dr. David Kuttenkeuler, Paul Schieler, Florian Malescha, Dr. Jan B. Krauss, Nils T. F. Schmid

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