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Warum viele Gründerinnen und Gründer beim Schutz ihrer Ideen versagen

Junge Firmen mit Patent- und Markenrechten haben laut einer Studie eine zehn Mal so hohe Chance, Investoren zu finden. Patente sind also wichtig für junge Unternehmen, um überhaupt Fuß zu fassen. Aber bei der Patentanmeldung machen viele Start‑ups einen großen Fehler.

Deutsche und europäische Jungunternehmen tun sich im Vergleich vor allem zu US‑Rivalen schwer, an Gelder von Investoren zu kommen. Leichter wird es mit geistigen Schutzrechten wie Patenten oder Marken, hat eine Studie des Europäischen Patentamts (Epa) in München und des EU-Markenamts Euipo in Alicante ermittelt und deren Wirkung auch beziffert. „Unsere Studie zeigt, dass Start‑ups, die Patente und Marken besitzen, zehnmal erfolgreicher sind, wenn es darum geht, Finanzmittel zu beschaffen“, sagt Epa-Experte Ilya Rudyk. Aber längst nicht alle Start-ups haben ein entsprechendes Schutzrecht. In Deutschland sind es etwa 40%, im Rest Europas etwa 30%. Wenn Patente nicht nur geistiges Eigentum schützen, sondern auch Investoren anlocken, warum meldet die Mehrheit der jungen Unternehmen dann kein Patent an?

Die Antwort ist ebenso logisch wie banal: Patentanmeldungen kosten Zeit und Geld. Start-ups müssen sich in ihrer Anfangsphase um viele bürokratische Angelegenheiten kümmern – ein Patent anzumelden geht nicht mal eben nebenbei. Eine Patentschrift zu formulieren kann mehrere Wochen dauern. Und ein einziges Patent ist meist nicht ausreichend, um eine innovative Idee ausreichend zu schützen.

Die durchschnittlichen Kosten für ein europäisches Patent mit zehn Jahren Laufzeit beziffert das Europäische Patentamt auf unter 5000 Euro. Aber weil für echten Patentschutz eben meist mehrere solcher Schutzrechte nötig sind, sind es realistisch mehrere 10.000 Euro. Für mangelnde Patentaktivität von jungen Unternehmen gibt es aber noch einen weiteren Grund: Zu wenig Wissen über die Wirksamkeit von Patenten im späteren Geschäftsverlauf. Die wenigsten Gründer wissen, wie wichtig der Schutz ihrer Ideen später einmal sein wird. Die meisten sind zu Recht stolz auf ihre Idee und begehen dann den Fehler, diese öffentlich zu vermarkten, ohne sie vorher geschützt zu haben. Ein Vortrag, eine Publikation oder ein Messeauftritt reichen aus, damit eine innovative Idee nicht mehr patentierbar ist.

Im europäischen Vergleich stehen deutsche Start‑ups was Patente angeht, noch relativ gut da. Nur Konkurrenten aus Frankreich und Finnland kommen laut einer Studie auf eine leicht höhere Rate an Patentanmeldungen. An der Spitze stehen in Deutschland Biotech-Start‑ups. Hier werden rund 70% aller Schutzrechte angemeldet. Auch in den Bereichen Industrie, Gesundheitswesen oder Nachhaltigkeit patentiert mehr als jedes zweite Start‑up. Wenige Patente werden dagegen in den Bereichen Telekommunikation, Messaging oder Werbung angemeldet.

Grundsätzlich gilt: Egal um welche Branche es sich handelt – innovative Ideen sollten, bevor sie der Allgemeinheit dienen, geschützt werden. Nur so kann aus einem Start-Up mit einer vielversprechenden Idee ein etabliertes Unternehmen werden.

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