Das Europäische Patentamt (EPA) hat heute eine neue Studie veröffentlicht, aus der hervorgeht, dass 13,2% der in Patenten benannten Erfinder in Europa Frauen sind. Die Studie ist die erste ihrer Art, die vom EPA durchgeführt worden ist und bezieht sich auf den Prozentsatz der Erfinderinnen, die in allen beim EPA zwischen 1978 und 2019 eingereichten europäischen Patentanmeldungen genannt wurden. Demnach ist die Quote der Erfinderinnen in den vergangenen Jahrzehnten zwar gestiegen (von nur 2 % Ende der 1970er Jahre auf 13,2 % im Jahr 2019), bleibt jedoch deutlich unter der Parität. Der Anteil der Erfinderinnen liegt auch weit unter dem Anteil der Forscherinnen und Absolventinnen in den Natur- und Ingenieurwissenschaften.
Ziel der EPA-Studie ist es, politischen Entscheidungsträgern und der breiten Öffentlichkeit Einblicke und Erkenntnisse über den Anteil von Frauen an Patentanmeldungen in Europa zu geben. Die Analyse zeigt, in welchen Ländern, Zeiträumen, technischen Gebieten und Anmelderprofilen Frauen als Erfinderinnen tätig waren.
Gemäß der Studie liegt der Anteil der Erfinderinnen in Europa (13,2% im Jahr 2019) zwar höher als in Japan (9,5%), aber niedriger als in Südkorea (28,3%), China (26,8%) und den USA (15,0%).
EPA-Präsident António Campinos sagt: „Die Studie wirft ein neues Licht auf den Beitrag von Frauen zu technologischen Innovationen und auf die Lücken, die geschlossen werden müssen, um das volle Potenzial von Erfinderinnen in Europa auszuschöpfen. Wenngleich in den letzten Jahrzehnten einige Fortschritte erzielt worden sind, muss noch mehr getan werden, um die Teilhabe von Frauen im Patentbereich zu stärken. Die Förderung von Frauen in Wissenschaft und Innovation ist weiterhin eine große Herausforderung für Europa. Zugleich ist sie ein Schlüsselfaktor für unsere Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit.“
Unter den EPO-Mitgliedsstaaten weisen für den Zeitraum zwischen 2010 und 2019 Lettland (30,6%), Portugal (26,8%), Kroatien (25,8%), Spanien (23,2%) und Litauen (21,4%) den höchsten Anteil an Erfinderinnen aus, während aus Deutschland (10,0%), Luxemburg (10,0%), Liechtenstein (9,6%) und Österreich (8,0%) die niedrigsten Werte stammen.
Patentdaten des EPA zeigen deutlichen „gender gap“ bei Erfindern in Europa
Laut EPA-Studie ist die Chemie der Technologiesektor mit dem höchsten Anteil an Erfinderinnen (22,4% im Zeitraum 2010-19), während der Maschinenbau (5,2%) den geringsten Anteil aufweist. Innerhalb der Chemiebranche verzeichnen Erfinderinnen bei Patentanmeldungen in den Bereichen Biotechnologie und Arzneimittel Quoten von über 30%.
Zudem macht der Bericht deutlich, dass Patentanmeldungen aus Universitäten und öffentlichen Forschungseinrichtungen einen deutlich größeren Anteil an Erfinderinnen aufweisen (19,4% im Zeitraum 2010-19) als Anmeldungen von Privatunternehmen (10,0%). Darüber hinaus zeigt die Studie, dass Frauen eher in Erfinderteams zu finden sind und weniger oft als Einzelerfinderinnen. Zugleich haben sie in diesen Teams tendenziell weniger oft Führungspositionen inne als Männer.
Diese Studie ist ein weiterer Beitrag des EPA in seinem Bestreben, patentgestützte Daten und Forschungsergebnisse zu Innovation in Europa zur Verfügung zu stellen. Neben zahlreichen Landscaping-Studien zu Technologiesektoren und weiteren Informationsangeboten veröffentlicht das EPA zudem seinen jährlichen Patent Index, der die führenden Länder, Regionen, Branchen und Unternehmen in Bezug auf ihre Anmeldetätigkeit bei europäischen Patenten darstellt.